Deutschland gilt als großer Vorreiter, wenn es darum geht, Textil-Recycling zu betreiben. Dennoch steht die Branche vor immensen Problemen. Die Sammelmengen wachsen kontinuierlich an. Die Absatzmärkte hingegen werden immer schwieriger.
Textil-Recycling entwickelt sich zunehmend zu einem harten Geschäft. Schlechtere Qualität und immer mehr Masse machen es der Branche schwer. Hinzu kommen immer schlechtere Bedingungen in den Ländern, die als Absatzmärkte für Alttextilien viele Jahre genutzt wurden.
Dumpingpreise und schlechte Qualität
Die Deutschen sammeln so viele Alttextilien wie nie zuvor. Die Kleidertonnen sind stets gut gefüllt, ein Teil landet sogar im Hausmüll. Die Textil-Recycler sollten sich glücklich schätzen – tun sie aber nicht. Denn diese enormen Mengen stellen sie vor riesige Herausforderungen, die kaum noch zu bewältigen sind. Seit 1990 ist die Sammelmenge um rund 20 Prozent angestiegen.
Dies liegt vor allem daran, dass die Billigketten immer günstigere Kleidung anbieten und die Qualität zunehmend schlechter wird. Dumpingpreise ermöglichen häufigere Kleiderkäufe als noch vor ein paar Jahren. Umso öfter muss aussortiert werden. Hinzu kommen immer mehr Kleidungsstücke aus Synthetikfasern und Mischgewebe, die nur schwer zu verwerten sind.
Die Sammelgüter werden von den Textil-Recyclern aufwendig sortiert. Einige Kleidungsstücke sind durchaus noch für den Second-Hand-Bereich geeignet und werden einfach weiterverkauft. Andere Kleidungsstücke erhalten eine neue Aufgabe. Sie werden zu Putzlappen und Dämmmaterialien verarbeitet. Dies ist mit Kleidung aus Synthetikfasern und Mischgewebe nur eingeschränkt möglich. Oft bleiben diese Kleidungsstücke übrig und müssen kostenpflichtig von den Textil-Recycling-Unternehmen entsorgt werden. Die Abrechnung für die Verbrennung erfolgt pro Tonne und schlägt mit rund 200 Euro zu Buche.
Schlechtere Bedingungen in den Entwicklungsländern
Viele afrikanische Länder galten bislang als gute Absatzmärkte für Alttextilien. Doch die dortigen Handelsbedingungen verschlechtern sich zusehends. Höhere Einfuhrzölle und schlechtere Konditionen lassen die deutschen Textil-Recycler verzweifeln. Auch die Nachfrage aus Russland ist nicht konstant gegeben und deshalb kaum kalkulierbar.
Fakt ist, die Textil-Recycling-Branche hat es schwer. In Zeiten einer Wegwerfgesellschaft, in der Dumpingpreise und schlechte Qualität immer mehr Raum gewinnen, sind die Abfallberge kaum aufzuhalten. Und ein Ende der Schwierigkeiten ist kaum in Sicht, zumal die europäische Gesetzeslage schon bald bessere Recyclingquoten von allen Mitgliedsstaaten verlangt.
Bildurheber: nomadsoul1 / 123RF Standard-Bild