Was heißt hier Müll? – Wiederverwertung in Kunst

In Hamburg wurde nach amerikanischem Vorbild ein Verein mit einer besonderen Idee gegründet. Lagerräumungen, ausgediente Kulissen und andere Materialien sollen nicht mehr von der Verwendung direkt zur Endstation wandern, sondern anderen für neue Projekte günstig Tür und Tor öffnen.

Irgendwann läuft jedes Kulissenlager über. Hintergründe von Filmsets und Werbedrehs, Requisiten von Messen, Kostüme aus Theateraufführungen landen über kurz oder lang nach dem jeweiligen Event im Abfall. Unglaublich viele hochwertige Materialien, nach denen sich der freischaffende Künstler und das Schultheater, das Jugendhaus mit Spielplatz und die Uni mit Kunstzweig die Finger lecken würden. Was für andere aussieht wie Müll, ist für kreative Köpfe oft ein kostenloser Pool voller Ideen und Möglichkeiten. Da aber niemand wirklich gerne im Abfall der Theater und Sets wühlen würde, gibt es seit über 30 Jahren ein Projekt in New York, das genau diese wertvollen Schätze zur Wiederverwendung und Weiterverwertung in die Hände der Kreativen gibt. Die Einrichtung „Materials for the Arts“ sammelt Gebrauchtes, Verschrottetes, Weggeworfenes aus künstlerischen Produktionen und gibt die Beute für Kunstprojekte weiter. So entstanden bisher Abenteuerspielplätze, Kostüme, Skulpturen und unglaublich viele andere, genial kreative Ergebnisse.

Nach diesem Beispiel hat sich nun auch ein gemeinnütziger Verein in Hamburg gegründet. Im Mai 2014 wird nun die europaweit einmalige „Hanseatische Materialverwaltung“ eröffnet. Wird dann irgendwo in Hamburg ein Lager ausgemistet oder geräumt, kann sich der Besitzer den Sperrmüll sparen. Ein Anruf genügt und die Fahrer der Materialverwaltung holen die nicht mehr benötigten Sachen ab. Sie werden im Oberhafenquartier auf 600qm Fläche gelagert. Ein zentrales Lager an Materialien entsteht. Materialien, die sonst durch den Abfall den direkten Weg in die Verbrennungsanlagen gefunden hätten. Wer möchte, darf sich in diesem Fundus für seine sozialen, ökologischen und kreativen Projekte Anregungen holen – und gegen einen sehr günstigen Aufpreis bedienen. Für Abnehmer mit kultureller Relevanz wie freie Künstler, Schulen und Theater, ist der Preis besonders günstig. Rein kommerzielle Nutzer können hier zu marktüblichen Preisen einkaufen.

Was die Einen nicht mehr brauchen, benutzen die Anderen, um ihre Kreativität auszuleben. Die Idee besticht, nicht nur durch die Unterstützung und Vernetzung von Künstlern und Kulturschaffenden, sondern auch durch die Reduktion von CO2-Emissionen. Nicht zuletzt auch, um der kommenden Generation einen anderen Blick auf „Abfall“ zu vermitteln. Und dieser Generation die Augen dafür vielleicht noch zu öffnen.

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